Neues aus dem Land des Lächelns
Nach einem starken Schlusstag mit insgesamt 7x Gold und 7x Silber konnten die Franzosen, die Amerikaner noch auf der Ziellinie abfangen. Sie sind somit die stärkste Nation bei der diesjährigen BMX-WM.
Aktuelle News
Taiyuan, 01.6.08, 18.40 Ortszeit (12.40 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
Der Koffer ist gepackt, noch ist ein bisschen Zeit, also habe ich mich noch mal hingesetzt und den letzten BMX-Tag in den PC geschrieben:
Wir waren um 7.30 an der Strecke, um 8.00 begann das warm-up für die Challenge-Cruiser. Um 9.00 starteten die Rennen. Es waren wieder so um die 150 Fahrerinnen und Fahrer.
Christian Pavocovic fuhr 5-5-5 mit sehr schlechten Starts. Sladko meinte, er habe einen Block im Kopf. Jedenfalls hatte Chris keine Chance, im Ziel viel Abstand zur Spitzengruppe.
Jan Gorbach war nach eigener Aussage nicht frei im Kopf, weil die Rückfahrt seiner Reisegruppe (Zacheos, Kienzle, Kahmke, Gorbach) durch Änderungen der Pekinger Abflugzeiten völlig unsicher wurde. Sie wissen alle noch nicht, wie sie rechtzeitig nach Peking kommen sollen. Trotzden fuhr er 4-3-2, damit war er im Semi.
Klaus Schreiber war gut drauf, die Bahn gefällt und liegt ihm. 4-3-3 in den Vorläufen, die Bremse vor dem ersten Hindernis wurde immer später betätigt. Auch er kam in das Semi.
Robert Zacheo schaffte 6-6-5, mehr war leider, leider nicht drin.
Manuela Wenzel hatte sich sehr viel vorgenommen, vor allem wollte sie ihren Titel erfolgreich verteidigen. Davon sprach sie schon seit Tagen. Allerdings hat man ihr einfach eine 26jährige und eine 27jährige Holländerin in ihr Gate rein gemischt, mangels weiterer Fahrerinnen in dieser Altersklasse. Es kam, wie es kommen musste: Manuela, bis in die Haarspitzen motiviert hat alles, aber auch restlos alles gegeben, doch die beiden Holländerinnen wollten nicht Platz machen, sie kam einfach nicht an den beiden vorbei. Im dritten Vorlauf hat sie dann Andrea gebeten, es einmal zu versuchen, die fuhr nämlich im gleichen Gate mit. Manuela belegte 3-3-4.
Andrea fuhr 4-4-3, auch ihr ist es nicht gelungen, die beiden von der Bahn zu scheuchen, obwohl auch sie es verdient hätte. Manuela und Andrea kamen beide mit diesen Resultaten ins Finale!
Semi Jan: eine knappe 5.
Semi Klaus: es war einer seiner schlechtesten Starts überhaupt. Es fiel das Gate und Klaus sah so aus, als wollte er erst mal abwarten, was denn die anderen jetzt alles so machen. Ihm blieb letztlich nur, alle vor sich herzutreiben, einer bekam es mit der Angst und Klaus fuhr vorbei. Somit Platz 6, im Ziel ein sich heftig ärgernder Klaus. 10 Minuten später hat er wieder gelacht!
Finale: Andrea und Manuela haben sich abermals mächtig konzentriert und gut warm gemacht. Am Gate dann der große Schreck. Plötzlich waren es nicht nur zwei dieser Teenies, mit denen sie sich rumzuschlagen hatten, sondern vier. Unverschämter Weise kamen aus der anderen Vorlaufgruppe nochmals zwei dieser Youngster dazu. Die beiden ließen jedoch nichts anbrennen, gaben Gas wie wild, sprangen fast über jedes Hindernis, aber halt über jedes nur fast. Es kamen schließlich im Ziel zwei überglückliche deutsche Mädels an, die eine als 5., die andere als 6., zwei deutsche Finalistinnen!
Regula war dann um 14.00 Uhr dran, es waren insgesamt nur etwa 80 Elite-Cruiser. Um es kurz zu machen: in der Gruppe von DESPEAUX, POITTIER, CONVERT und LABOUNKOVA hatte sie keine Chance, alle 4 waren später im Finale unter den ersten 5. Mit Regulas 5-5-4 war der deutsche Auftritt bei der WM endgültig beendet.
Wir brachen dann auch gleich von der Strecke auf und fuhren ins Hotel.
Inzwischen stehen die Elite-Endergebnisse fest.
Elite Men: 1. Hamon, 2. De Vecchi, 3. Suarez, 4. Salazar, 5. Scherpen, 6. Caluag, 7. Nhlapo, 8. Oquendo
Junior Men: 1. Daudet, 2. Pelluard, 3. van Gorkom, 4. vd Kolk, 5. Lubbe, 6. Fantoni, 7. Sampie, 8. Duhamel
Elite Women: 1. Pottier, 2. Despaux, 3. Walker, 4. Labounkova, 5. Convert, 6. Hladikova, 7. Rimsaite, 8. Sweeney
Junior Women: 1. Pajon, 2. Valentino, 3. Ailloud, 4. Sailly, 5. Charpentier, 6. Hernandez (nur 6 Finalisten)
Um 19.40 treffen wir uns nun an der Rezeption, das ist in 20 min.. Dann geht es los zurück nach Peking, über Nacht im Bus, jeder eine Reihe für sich allein. Die Räder der Jungs sind schon unterwegs, es fehlt nur noch Regulas Cruiser und ihr Rennrad mit Rolle. Berend hat uns ein Lunchpaket besorgt, wir essen dann im Bus und hoffen, nach etwa 7h, d.h. ab 3.00 morgens am Flughafen einzutreffen.
Liebe Grüße
Rainer Matysik
Taiyuan, 31.5.08, 18.40-22.20 Ortszeit (12.40-16.20 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
es gibt einen neuen Weltmeister und er kommt aus Europa: Maris Strombergs (LAT)! Wir haben uns mit ihm gefreut. Er war den ganzen Tag verdammt schnell, das konnte man sehen und er wurde von uns allen immer mehr als Favorit gehandelt.
2. Steven CISAR (USA)
3. Siviso NHLAPO (RSA), auch darüber haben wir uns sehr gefreut
4. Donny ROBINSON (USA)
5. Damien GODET (FRA)
6. Thomas HAMON (FRA)
7. Jared GRAVES (AUS)
8. Jonathan SUAREZ (VEN)
Es waren heute tolle Voraussetzungen, schönes Wetter, zu Beginn kaum Wind und recht saubere Luft.
Erstaunlich: die Amerikaner sind nicht mehr so überzeugend gut wie früher. Kein Holländer war im Elite Men-Finale! Großer Pechvogel Tom ALLIER (FRA), der im Semi in einen Sturz verwickelt war, auch er war sehr schnell unterwegs. Randy STUMPFHAUSER (USA) war bei Maik im Vorlauf, seine besten Tage scheinen vorbei, er war im ¼ draußen. Auch Bubba HARRIS (USA) ist ausgeschieden, im Semi, knapp, und insgesamt lange nicht mehr so überzeugend, wie in Valkensvaard.
Bei den anderen Eliteklassen habe ich nicht so ganz genau aufgepasst. Junior Women gewann die Französin Manon VALENTINO, eine Farbige, überglücklich, viele Tränen. Bei den Junior Men war Vincent PELLUARD 2., erster wurde Sam WILLOUGHBY (AUS), der eine schnellere Zeit als Strombergs fuhr und erst 16 Jahre alt ist. Jelle VAN GORKUM (NED) ist leider im Semi nach einem ganz unglücklichen Sturz in der ersten Kurve rausgeflogen. Er tat uns sehr leid, denn er war gut. Die Elite Women wurde von Shanaze READ (ENG) vollkommen dominiert, sie hat mit ihrer Konkurrenz gemacht, was sie wollte. Im Finale waren 3 Französinnen hinter ihr, Laetita LE CORGUILLE, Amelie DESPEAUX und Magalie POITIER. DESPEAUX und POITIER haben sich auf der 3. Geraden verhakt und stürzten, so dass der kleine französische Triumph (Platz 2, 3 und 4) ausblieb. Die Französinnen sind unerhört gut, aber READ ist noch ein ganzes Stück besser.
Was haben unsere Jungs und unser Mädel gemacht:
Daniel war mit Jelle und einem der Finalisten, Travis OHRAZDA (USA) in einer Gruppe. 5-6-4 ist er gefahren, hatte im 2. VL einen Fahrfehler begangen, daher kein Weiterkommen. Trotzdem, Daniel hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen, sowohl im Training, als auch während der Rennen.
Regula war mit Gabriela DIAZ (ARG) in einer Gruppe, mit dabei auch Lieke KLAUS (NED). Sie fuhr 5-5-4 und war damit ebenfalls ausgeschieden. Obwohl sie im Training gute Leistungen zeigte und fleißig war, gelang ihr heute nicht alles. Verbesserungswürdig sind vor allem die Starts und eben auch die Technik. Sie weiß es selbst.
Maik hatte eine Hammergruppe erwischt: der spätere Finalist Jonathan SUAREZ (VEN), Manuel DE VECCHI, Randy STUMPFHAUSER (USA). Er wurde 5-5-5, jedes Mal hinter Stumpfhauser, an dem er dicht dran war. Maik ist gut gefahren, sichere Sprünge und eine gute Rhythm-Section.
Markus hat hier in China leider nicht zu seiner Form gefunden: 4-6-6.
Simon: … bekommt ein großes Lob, obwohl nur 7-7-7 heraus kam. Seine Gegner lesen sich wie ein europäisches Finale: STROMBERGS, HAMON, DUBOIS, VAN DER PUTTEN, BALTZERSEN und noch ein Amerikaner. In VL 1 und 2 ist er die Pro sicher gesprungen. Das war gut. Bei VL 3 gab es mächtig Wind und Staub. Dennoch, nach ca. 40 m waren die anderen weg.
Nach den Rennen sind wir dann gleich ins Hotel gefahren, 18.00, kurz duschen und dann zum Abendessen. Die Jungs und die Mädels sind aufs Zimmer verwiesen worden, denn sie müssen ihre Fahrräder packen. Morgen früh um 6.00 kommt der LKW und holt das große Gepäck bereits ab.
BM, CH und RM frühstücken wieder um 6.30, um früh an der Bahn zu sein. Vormittags fahren die Cruiser Challenge-Klassen Christian, Andrea, Robert und Manuela. Ab 14.00 ist dann Regula noch mal dran. Dann werden wir rasch ins Hotel zurückkehren und gegen 20.00 Richtung Peking mit dem Bus aufbrechen. Der Flieger dort startet bereits um 10.00.
Möglicherweise ist dies damit meine letzte Mail, die ich Euch aus China schreibe, denn auch ich muss morgen Abend meinen Koffer noch packen, duschen und zu Abend essen.
Mir hat es Spaß gemacht, Euch etwas von unseren Erlebnissen hier aufzuschreiben, wenn es auch manchmal mühsam war, denn meist kam ich dadurch erst gegen 1.00 ins Bett.
So wie ich vielfach, vor allem über Thomas gehört habe, ward ihr mit dem Nachrichtendienst ja ganz zufrieden.
Wir sehen uns vielleicht alle wieder in Weilheim?
Bis dann
Rainer Matysik
Taiyuan, 30.5.08, 21.40 Ortszeit (15.40 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
das war ein verflixter Tag und wie vermutet, dauerte er sehr lange, seit heute früh unterwegs!
Heute trafen wir Christiane nach ihrer Ankunft mehr oder weniger erstmals beim Frühstück, sie ist dann auch gleich mit uns zur Strecke gefahren. Gegen 8.30 waren wir dort, Dag und Kai hatten bereits ein Zelt für uns besetzt, Oli war dann auch gleich da. Die drei trainierten bis 10.00, dann war Rennbeginn. Das Wetter war sonnig und kühl, die Luft war ausnahmsweise klar, bis zu Mittag aber dann auch schon wieder schlechter.
Es kamen wieder nur 29 Rennen zustande, 189 Fahrer, davon 60 aus Europa. Bei den 17-24 gab es Viertelfinale, 15, 16, 25-29 und 30+ hatten Semis, ebenso die Women 17+. Die beiden anderen weiblichen Klassen gingen gleich ins Finale.
Oliver Kienzle (30+) fuhr 3-3-3, er war in seiner Gruppe gut dabei, gegen Streckenende schien ein wenig die Luft zu fehlen. Kai (30+) schaffte 4-4-4 und kam, wie auch Oli ins Semifinale. Dort war dann aber für beide Schluß, Oli 5 und Kai 8.
Dag (25-29) war der große Pechvogel, anders lässt sich das nicht sagen. Erster Vorlauf 5., zweiter 4. Und im dritten stürzte er gegen Ende der ersten Geraden auf seinen ausgestreckten Fuß. Böse Schmerzen, Abtransport in den Medical Room, V.a. Sprunggelenkfraktur. Was tun? Nach kurzem Meinungsaustausch haben wir uns entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen: Röntgen! Die chinesische Ambulanz brachte uns in ein Krankenhaus. Dort mussten wir gleich wieder gehen, die hatten dort keinen Strom, konnten also nicht röntgen. Man fuhr uns ins nächste Krankenhaus. Dort wurden wir zuvorkommend behandelt, allen anderen Patienten vorgezogen, kurze Untersuchung durch den Chinesischen Ambulanzarzt, Gott sei Dank hatten wir eine Dolmetscher vorsichtshalber mitgenommen. Wir mussten Dag auf der Liege über die Straße in ein Center auf Radiology bringen, dort dann die üblichen zwei Röntgenbilder und die anschließende Suche nach der Fraktur. War nicht ganz leicht, am ehesten eine Außenknöchelfraktur, nicht disloziert, also nur Gips. Allerdings sah das Sprungbein etwas merkwürdig aus, die verschiedenen Winkel schienen nicht zu stimmen. Wieder zurück in die Aufnahme-Ambulanz des Krankenhauses, war auch der dortige Doc sich nicht sicher. Auch ihm fiel das Sprungbein auf, er meinte jedoch eine Innenknöchelfraktur zu sehen. Hmmh. Nur ein CT kann weiter helfen, hier oder zu Hause? Natürlich lieber zu Hause. Also haben wir den Chinesen klar gemacht, dass wir in jedem Fall keine Behandlung wünschen, nur einen Gips. Der Doc hat nach kurzem Zögern eingewilligt und einen Gips selbst anmodelliert. Dazu musste BM zuerst noch ein Handtuch kaufen, das wurde bei der Gipsherstellung mit verwendet. Bei uns zu Hause geht das anders aber es kommt das gleiche Ergebnis raus. Dag war froh, nicht allein zu sein und all diese Entscheidungen nicht nur selbst treffen zu müssen. Er hatte inzwischen nur noch leidlich Schmerzen aber das Sprunggelenk war riesig angeschwollen.
Wir brachten ihn dann in sein Hotel, BM regelte über den ADAC den Rücktransport. Das klappt nach vielen Telefonaten: Montag geht es über Taiyuan und Peking nach Frankfurt. Kai darf ihn begleiten und ein Gepäckmann wird auch beauftragt. RM war heute Abend nochmals bei Dag, hat den Gips kontrolliert und ihm jede Menge Schmerzmittel mitgebracht.
RM hat die Röntgenbilder in Taiyuan vom Bildschirm abfotografiert und sie an eine befreundeten Radiologen in Deutschland geschickt, Email sei Dank! Der hat inzwischen auch schon per Email geantwortet. Er sieht (auf den qualitativ nur mäßigen Fotoaufnahmen) keine Fraktur, das hört sich ja ganz gut an.
Somit kann RM über die Rennen nur wenig sagen, er hatte ja nur die paar Vorläufe bis zu Dags Sturz mitbekommen.
Einige Ergebnisse, die Euch vielleicht interessieren:
Merle VAN BENTHEM (NED) (Girls 16) ist endlich Weltmeisterin! Allerdings hatte sie zwei schlechte Vorläufe, einmal 2., einmal 3., ihre Freundin Maartje HEREIJGERS (NED) dort noch Nr.1. Im Finale war Maartje dann Zweite. Bei den Girls 15 kam Tori VAN DE PERRE (NED) auf Platz 2.
Victor ALLIOUD (FRA) wurde bei den 17-14 Zweiter, vor Dirk HORSMAN (NED) und Jiri HOLUB (CZE).
Bei den Boys 15 kam Klavs LISOVSKIS (LAT) auf Platz 2. Die Boys 16 gewann Sylvain ANDRE, Loic GAUDENS wurde 4. und Arnaud PAYET 7.
Die Klasse Women 17+ gewann Angelique VAN GEMERT (NED).
Das sind wohl so die interessantesten Remarks.
Unser Krankenhauserlebnis ist eine eigene Geschichte wert. Wir waren positiv überrascht von der Freundlichkeit der Krankenschwestern und Ärzte hier und auch der zuvorkommenden Art der Behandlung. Gewiss ist alles etwas schmuddeliger als bei uns. Auch das eine oder andere Gerät, das wir haben rumstehen sehen, schien alt, aber nicht antiquiert. Hier helfen wohl viele Angehörige bei der Versorgung der Patienten mit. Jeder, den wir da gesehen haben, hatte mindestens zwei Zivilisten um sich rum. Letztlich zählt, was hinten raus kommt. Rückständig in der Untersuchung bzw. Behandlung waren sie hier nicht, nur halt ein wenig anders, einfacher.
Nachmittags zum Training der Elite waren BM und RM dann wieder zurück. Die Pro-Section ist heute niemand (auch andere Fahrer nicht) gesprungen, da es viel zu windig war. Dafür haben alle die dritte Gerade, eine knallharte Rhythm-Section, bis zum abwinken geübt. Es gibt ein paar Fahrer, da traut man seinen Augen nicht, wie perfekt sie die Bodenwellen mit dem Rad annehmen können und mit einer unglaublichen Leichtigkeit die Hindernisse durch eine Kombination von wheelen und springen überwinden. Bei anderen spielt scheinbar nur die Kraft eine Rolle, da wird auf den Rädern richtig geackert und gewuchtet. Und wieder andere finden überhaupt kein Konzept.
Markus und Maik sind beide im Training an etwa der gleichen Stelle gestürzt. Markus hat sich ein Pedal zerstört, hat aber noch Ersatz. Maik hat Schmerzen in der Fußsohle.
Regula und Daniel waren beide mit sich ganz zufrieden.
Ich glaube, das Wichtigste wurde berichtet. Es war heute einfach sehr turbulent.
Ganz herzliche Grüße auch an BMX-Deutschland von Christiane Höpping!
Rainer Matysik
Taiyuan, 29.5.08, 22.15 Ortszeit (16.15 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
Der erste WM-Tag ist bereits wieder rum.
Heute waren die „Kleinen“ dran, nur 20“ und nur bis zu den 14jährigen.
Wir dürfen es vorweg nehmen, Sandra konnte ihr Finalergebnis vom letzten Jahr nicht wiederholen, sie wurde regelrecht Opfer der geringen Starterzahlen:
es waren in diesen Klassen nur 27 Vorlaufrennen, 4 Semifinale und 15 Finale. Zwei Altersklassen wurden zusammen geworfen: Girls 5-8 und leider auch Girls 11+12. Sandra als 11jährige hatte sich mit fünf 12jährigen Mädchen auseinander zu setzen. Die waren ihr augenscheinlich körperlich weit überlegen, mit 6-7-7 war sie chancenlos. Bereits nach dem ersten Vorlauf flossen ein paar Tränen, aber Sladko ist ein ganz toller Papa!
Auch Marco und David Jäckel kamen nicht über die Vorrunde hinaus. Beide hatten schlechte Starts und lagen bereits nach dem ersten Hindernis im hinteren Drittel.
Bei den Boys 9 waren die anderen Fahrer, allen voran ein kleiner Amerikaner namens Tyler FULLER technisch enorm weit entwickelt. Sie wheelten die dritte Gerade in irrer Manier, Tyler sprang sogar in jedem Lauf das erste Hindernis, einen langen Double und erntete Szenenapplaus. Er gewann schließlich auch das Finale.
David erging es ähnlich wie seinem Bruder. Bereits auf der ersten Geraden geriet er in jedem Vorlauf auf einen der letzten Plätze, den er natürlich nicht mehr aufholen konnte. Gefightet hat er bis ins Ziel!
Auch in den anderen Altersklassen fiel viel gute Technik bei den jungen Fahrern auf. Boys 13 wurde von einem Argentinier gewonnen, zweiter ein Japaner, dann Jordi SCHIPPERS. Auf Platz 7 landete Thomas PAULIN (FRA). Tomaso GIUSTACCHINI lag lange auf Platz 3, stürzte aber unglücklich auf der 3. Geraden und ärgerte sich unsäglich.
Bei den Boys 14 gewann Baptiste DAVID (FRA), Enzo SCHILLING, ein weiterer Franzose kam auf Platz 4, Rowdy VAN HARSEL (NED) schaffte nur Platz 5 und Yorben VAN TICHELT (BEL) Platz 7.
Bei den 13jährigen Girls gab es keine europäische Finalistin. Die Girls 14 wurden erwartungsgemäß von Elis LIGTLEE (NED) gewonnen.
Aus europäischer Sicht waren das die interessantesten Ergebnisse.
Weitere Anekdoten am Rande:
Das Betreten der BMX-Strecke erfolgt wie das Einchecken am Flughafen. Die Polizei hat Scanner aufgebaut, die piepten heute beim Durchgang. Kein Wunder, jeder hat irgend welche Fotos und Kameras dabei. Dann müssen die Taschen und Rucksäcke aufgemacht werden, es erfolgt ein oberflächlicher Blick hinein, vielleicht sogar mal ein kurzer Handgriff in das Gepäckstück, dann darf man rein.
Propagandafernsehen: Manuela konnte gar nicht so schnell gucken, wie alles geschah. Plötzlich war sie von mehreren gut gekleideten Herren umgeben und zusätzlich umringt von einer Schar von Fotografen. Einer der Herren sprach in durchaus gutem Englisch auf sie ein und präsentierte ihr ein Hochglanzprospekt der Stadt Taiyuan. Das wurde ihr dann feierlich überreicht, vor laufender Kamera, und natürlich dabei durchgeblättert. Blitzlichtgewitter. Manuela hat sich in der ihr eigenen Art mit der Situation bestens arrangiert.
Abe Schneider, BMX-Chef in der UCI ist mit den Nerven am Ende. Er zählt die Tage, bis alles vorbei ist wie ein kleines Kind: „Only three times sleeping before I can go home again“. Die Chinesen hier bringen ihn an den Rand der Verzweiflung mit ihrer unglaublichen Sturheit und Unbeweglichkeit in Sachen Organisation.
Morgen geht es weiter mit den älteren 20“-Fahrern. Aus Deutschland werden Kai Schugk, Dag Schneevogt und Oli Kienzle dabei sein.
Rennbeginn ist 10.00, Aufwärmen ab 9.00. BM und RM stehen also wieder früh auf.
Im Anschluss an das Rennen haben die Elite-Fahrer Training von 14.00 bis etwa 17.00.
Christiane und F. Ludewig sind wohl noch unterwegs, sie sind erst um 20.00 in Beijing losgeflogen und müssten inzwischen hier gelandet sein, so erzählte eben Daniel beim Abendessen. Das war übrigens ausnahmsweise Klasse. Markus hat für RM bestellt (der ist von der chinesischen Küche absolut enttäuscht!), Chicken mit süß-saurer Soße … „and without Knorpel“. Sogar der Chef des Hauses hat sich in den Bestellvorgang eingeschaltet. Er „kann“ Englisch und endet nach jedem seiner Sätze mit einem tiefen und überzeuten „ha, ha, ha“! Der Arme, er bekommt bei uns keinen Fuß mehr auf den Boden. Es hat lange gedauert, aber die Serviceladies haben kapiert, was wir wollten und es hat tatsächlich geschmeckt. Zwischendurch gab es noch eine Vorführung des chinesischen Koches. Er zeigte uns in wirklich beeindruckender Weise, wie die Chinesen Nudel aus Teig herstellen. Jeder Pizzabäcker ist ein Dilettant dagegen, aber wirklich.
Rainer Matysik
Taiyuan, 28.5.08, 18.30-22.50 Ortszeit (12.30-16.50 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
heute Morgen war das Wetter ganz anders, als die vergangenen Tage, fast blauer Himmel, deutlich reduzierter Smog, allerdings weiterhin eine eigenartige Geruchsmischung aus Kohle, Eisen und Chemie. Besser kann man es nicht beschreiben, man muss es einfach riechen. Es ist unangenehm, aber doch nicht so, dass es Übelkeit erzeugt. Alle beklagen sich darüber. Heute früh war es wenig windig, im Tagesverlauf wurde es jedoch schlechter, auch der Smog nahm spätestens ab Mittag wieder zu.
Um 10.30 war das 2. Challenge-Training angesetzt. Inzwischen sind auch Kai Schugk und Dag Schneevogt eingetroffen. Der Veranstalter hat viele CocaCola-Pavillons aufgebaut und aneinander gebunden, jedes Zelt hat einen kleinen Tisch und jede Menge Stühle zur Verfügung. Wir haben uns drei Zelte nebeneinander besetzt (es sind für alle genug da), die Stimmung unter den Challenge-Fahrern war sehr gut. Herr Jäckel (ich weiß leider seinen Vornamen nicht) hat den Mechanikerjob übernommen und schafft Ordnung im Zeltlager.
Alle Challenge-Fahrer sind wirklich mit großem Vergnügen gefahren und haben sich sehr wohl gefühlt. Sie hatten eine Menge Durst, immerhin sind 20-30 Grad Wärme. Zu der Hitze gesellte sich im Tagesverlauf auch Staub, der den Fahrern oft in die Augen fliegt. Alle mögen die Strecke und trainieren gerne. Manuela Wenzel entwickelt sich zum guten Geist der kleinen Truppe.
BM und RM sind nach dem Training Richtung Hotel gefahren und haben einen Shopping-Bummel gemacht. Richtig Interessantes gibt es nicht, viel Quatsch. Unterwegs haben wir 2 junge Chinesinnen getroffen, die uns angesprochen haben. Es stellte sich heraus, dass sie Schülerinnen sind und Deutsch in der Schule lernen. Wir haben uns dann gleich mit ihnen auf Deutsch unterhalten, sie waren letztes Jahr in München zu Besuch. Beide waren total happy über die Begegnung. Junge Menschen scheinen viel offener als alte, einige können auch Englisch und haben zudem den Mut, sich zu unterhalten. Eine weitere bemerkenswerte Begegnung hatten wir, als wir wieder an die Strecke zurückkamen. Der Veranstalter hat einige junge Leute, etwa 16-18 Jahre alt, engagiert, die uns bei Sprachproblemen helfen sollen, z.B. am Taxistand. Die hatten gerade eine Pause und spielten am offiziellen UCI-Tisch Pressekonferenz. Wir saßen auch in dem Raum, haben relaxt und wurden auf deren Spiel aufmerksam und haben kräftig mit gelacht. Das haben die jungen Leute gemerkt und das Eis war gebrochen, sofort kam eine Small-Talk-Unterhaltung zu Stande, wo wir her kommen, ob uns China gefällt usw. Wir haben sie gefragt, ob wir sie am UCI-Tisch fotografieren dürfen – na klar. Dann habe wir ihnen gesagt, dass wir das Bild heute Abend ins Internet stellen möchten. Wir waren platt, die Stimmung kippte, vor allem ein junges Mädchen schien Angst zu bekommen und bat uns flehentlich, das Bild doch zu löschen. Alle Beteuerungen, dass wir sie und ihr Spiel doch eigentlich ganz nett fanden und gerne mit gelacht haben halfen nichts. Wir haben das Bild vor ihren Augen dann gelöscht, sie waren alle erleichtert. Allerdings stellte sich später heraus, dass sie vor allem wegen des Ortes, an dem das Foto gemacht wurde besorgt waren, der offizielle UCI-Tisch und im Hintergrund das große BMX-World-Championship-Banner. Sie wollten sich dann doch noch fotografieren lassen, aber mit ihren Kameras. Dann haben wir ein Mädchen nach dem anderen in unsere Mitte genommen und ein anderes hat dann ein Foto gemacht, das ganze 5-6 Mal.
Schließlich kamen unsere Elitefahrer zur Strecke. Regula hatte von 15.00 -15.55 Training, die Jungs von 16.00-16.55. Regula hat viel probiert, trotz Magengrimmen. Vor allem sie klagte auch bald über Luftnot, Schwierigkeiten beim Atmen.
Bei den Jungs war dann vor allem die zweite Gerade mit der Pro-Section spannend. Der Streckenabschnitt wurde heute ja zum ersten mal überhaupt befahren. Maik und Daniel sprangen alles ganz locker. Es sah total einfach aus, zumal dort Rückenwind herrschte. Simon und Markus taten sich zunächst noch schwer.
Die beiden größten Umstände, die den Fahrern zu schaffen machen ist einmal die schlechte Luft: auch Maik hat während des Trainings über Luftnot geklagt, sein Hals sei so kratzig. RM hat sich mit dem Holländischen Arzt verständigt, auch er hat mit seinen Fahrern die gleichen Sorgen. Wir können den Fahrern kein Kortisonspray geben, das würde zwar helfen, aber es ist verboten.
Zum Zweiten macht den Fahrern der Wind zu schaffen. Daniel sagt, er sei nicht berechenbar, käme dauern von woanders, sei auch böig. Bisher blies er jeden Tag aus einer anderen Richtung, auch das macht es schwer.
Die Eröffnungsveranstaltung haben wir nach gemeinsamer Absprache sausen lassen. Den Fahrern wäre es zu stressig gewesen, wohl auch zu spät.
Morgen werden BM und RM früh aufstehen, wir treffen uns um 7.30 zum Frühstück. Morgen fahren die Jäckel-Brüder und Sandra Pavocovic. Die Jungs und Regula haben wieder Trainingsaufgaben bekommen. Sie gingen die letzten Tage gemeinsam mit Mäggie 2 Häuserblocks weiter auf einen Schulhof und trainierten Sprints.
Das wäre es mal wieder. Ab Morgen werden dann wohl eher BMX-Rennberichte folgen.
Euer Rainer Matysik
PS: habe Siviso im Aufzug getroffen, es geht ihm nach seinem schweren Weiterstadter Sturz wieder gut.
Habe den UCI-Arzt kennen gelernt. Der Doc ist recht patent und hat mir zu verstehen gegeben, dass er seine liebe Not mit den Chinesischen Kollegen hat, viel Kopfschütteln! Bei der WM hat sich die UCI durchgesetzt, er ist hier der medizinische Chef. Bei der Olympiade wird es anders sein. Da haben die nationalen Ärzte nichts zu sagen. Ohje!
Taiyuan, 27.5.08, 15.30-21.00 Ortszeit (09.30-15.00 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
da es mit dem BMXen noch nicht so richtig ernst ist, berichte ich Euch mehr über das Drumherum:
Gestern Abend die absolute Lachplatte im Pizzahut: ich glaube, unsere Bedienung braucht heute einen Tag Urlaub.
Nachdem wir von der Karte ausgesucht und bestellt hatten (jeder eine große Pizza), kam die Bedienung und hat in miserablem Englisch zu verstehen gegeben, dass leider nur noch vier große Pizzas da seien. Wir natürlich: kein Problem, RM isst eine kleine. „Oh, thank you, thank you so much.“ Die Bedienung zog wieder los um kurz darauf wieder am Tisch zu stehen: „sorry, only 4 big pizzas, and you have ordered 5 and one small.“ Darauf meinte Simon, kein Problem, er isst zwei kleine Pizzas. Sie brauchte eine Weile, bis wir glaubten, sie habe verstanden. Sie zog wieder los, 2 Minuten später, wieder am Tisch: „so, sorry, now only two big pizzas.“ Simon inzwischen mit rotem Kopf, er hatte Hunger, Maik auch: wieder Bestellung korrigiert: „oh, thank you, thank you so much.“ Weitere 10 Minuten später: „I´m so sorry, now 2 big Pizzas with seafood und 2 big pizzas golden mix.“ Markus inzwischen auch nervös: sie soll jetzt die Pizzas bringen, die sie hat, wir werden es schon essen. Nach weiteren 5 Minuten kam die erste Seafoodpizza. Aber „so sorry“, … neue Diskussion über alle möglichen Pizzagrößen und welche noch da sei und welche nicht, wir haben es irgendwann nicht mehr verstanden. Daniel hat inzwischen 2 Spießchen mit Gemüse und zwei Sparrips bekommen, nur ein Appetizer für ihn, die Teller waren in Nullkommanix leer: also das gleiche noch mal! Die Bedienung hat es nicht begriffen und ging wieder weg. Inzwischen kam eine weitere Seafoodpizza an den Tisch, alle riesen Hunger – zack – weg! Ihr ahnt es schon, ein weiteres Mal: „so, sorry, … .“ Wir haben es wirklich nicht mehr begriffen. Die Jungs haben inzwischen die Reste vom Nachbartisch (Berend, Mäggi, Regula und ein Kanadier) gegessen. Dann endlich bekam Rainer seine small Pizza. Nochmals Aufforderung für Daniels Nachschub: „ yes, yes!“ Dann aus dem Nichts eine weitere small Pizza und Daniels zweiter Gang. Der Nachbartisch hatte doch noch was übrig, konnte aber nicht mehr und hat sich alles übrige einpacken lassen. Sogar Simon war von langen Warten und dem dauernden hin-und her satt geworden, auch wir hatten unsere letzte Pizza einpacken lassen, denn inzwischen war es 22.15. Hier werden um 22.00 die Bürgersteige hochgeklappt, also sind wir ins Hotel zurück, laue Abendluft, immer noch mindestens 20 Grad, viele freundliche Leute, vor allem auch Jugendliche auf den Straßen.
Heute früh (immerhin nach einem warmen Omelette) ging es dann zum Training. Berend mit einem großen Trolly mit Getränken, Rainer mit seiner roten Tasche für alle Fälle. An der Strecke war schon mächtig was los. Nachdem wir aus dem Taxi ausgestiegen sind, defilierten wir erst mal an etwa 15 am Straßenrand Spalier stehenden Polizisten vorbei. Zur Strecke durch den Metalldetektor (!!!), gepiept hat nichts trotz jeder Menge Metall im roten Koffer. Dann haben wir die Fahrer begrüßt: Oli Kienzle, die Jäckel-Brüder, Klaus Schreiber, Zacheos, Jan Gorbach, Christian und Sandra Pavocovic und Jan Gorbach. Manuela Wenzel war auch da. Pfau, Schugkh, Rockenberg und Schneevoigt waren nicht gesehen.
Das Training ging dann los, kräftiger Seitenwind und ein unangenehmer Geruch in der Luft, eine Mischung aus Metall und Kohle. In der Ferne Smog, die Sonne schimmert nur durch den Schleier, unglaublich, aber wahr.
Es sind 35 Nationen hier und insgesamt „etwa 1000 Fahrer“, wie ein chinesischer Offizieller sagte. Die Challenge-Klassen umfassen 589 Fahrer, das ließ sich aus einer offiziellen Liste ablesen. Jedoch standen auch die drauf, die nicht antreten. Allein bei den Holländern haben sich 21 abgemeldet. Die Zahl ist also sicher noch nach unten zu korrigieren. In der Tat, während des Trainings waren nicht viele Fahrer auf der Bahn, trotz dem GER mit fast ganz Europa Training hatte, die Holländer waren danach dran, sie sind etwa 70.
Unsere Fahrer waren recht zufrieden mit der Bahn, sie sei sehr rund und rhythmisch, keine Ecken und Kanten. Der Belag ist gut. Auffallend war, dass alle gleich nach der ersten Runde richtig Durst hatten. Es ist anzunehmen, dass das Wetter und die Verschmutzung hier ihren Tribut fordern werden.
Zurück im Hotel gingen die Jungs mit Rainer zum Mittagessen, ein erneutes Desaster für ihn. Das bestellte Chicken kam auf einem großen, sehr schmackhaft hergerichteten Teller mit lauter kleinen Hühnchenbröckelchen, dazwischen leckeres Gemüse, Erdnüsse, Paprika, Tomätchen und Bambussprossen. Nach dem ersten Biss ins Hühnchenfleisch folgte sofort die Ernüchterung: minimal Fleisch, der Rest Knorpel. Na ja, kann ja mal passieren, es folgte der zweite Bissen: dasselbe in grün, und so weiter, und so weiter. Bei Nr. 10 hat er aufgegeben und nur noch das Gemüse herausgepickt. Markus und Simon konnten es kaum glauben, sie haben probiert und auch auf ihrem Teller landete je ein Stückchen Knorpel.
BM und RM fuhren heute Nachmittag dann zur Teammanager-Besprechung zurück zur Track. Die Bahnoffiziellen haben sich vorgestellt, Fragen wurden geklärt. Manches blieb offen: „wenn wir alle viel Geduld haben, wird es eine gute Veranstaltung“, sagte einer der UCI-Manager.
Ab morgen werden 400-900 Polizisten für unsere Sicherheit sorgen, es kann also nichts passieren.
RM wurde dann beim Abendessen entschädigt: eine leckere Ente ohne Knochen auf Gartengemüse mit Couscous und brauner Kräutersauce.
Mittlerweile sind neben den Schweizern auch die Japaner und das „English Cycling Team“ in unserem Hotel eingetroffen. Es ist eine sehr nette Stimmung, wir reden viel miteinander über alles Mögliche, natürlich hauptsächlich über BMX.
Unsere Jungs haben heute Abend eine Massage gebucht, eine Stunde für 15€, lächerlicher Preis.
Morgen dürfen erstmals die Elitefahrer auf die Bahn, sie haben ein Extra-Training zugestanden bekommen, nach vorheriger Abstimmung unter den Team-Managern.
Morgen früh ist das zweite offizielle Challenge-Training. BM und RM fahren wie heute wieder rechtzeitig zur Betreuung hin. Wenn alles geklappt hat, wird der Veranstalter auch für Teamzelte und Sitzgelegenheiten gesorgt haben. Langsam wird es Ernst!
Der Transfer erfolgt mit den äußerst preisgünstigen Taxis, die Fahrer sind es inzwischen gewöhnt, die Fahrräder im offenen Kofferraum zu transportieren.
Thomas Otto hat einen extra WM-Ticker auf www.bayern-bmx.de eingerichtet und freut sich riesig über unsere Berichte aus China. ("STIMMT!", d.Red.)
PS Haben eben auch erfahren, dass Florian Ludewig ein China-Visum erhalten hat. Von Christiane wissen wir diesbezüglich noch nichts.
Rainer Matysik
Taiyuan, 26.5.08, 18.10 Ortszeit (12.10 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
bei uns ist Abend, bei Euch eben Mittag.
Wir haben den heutigen Tag genutzt, uns zu akklimatisieren, die Zeitumstellung zu verkraften, uns darauf einzustellen.
Um 6.00 klingelte das Telefon, die Fahrräder seien da: tatsächlich alle, nicht so, wie damals in Brasilien!
BM und RM haben gemeinsam früh gefrühstückt. Das mit dem Essen funktioniert hier nicht gut. Die Chinesen geben sich zwar Mühe, aber hin bekommen sie nichts. Das Omelette war kalt, Brötchen Fehlanzeige, Müsli sehr dürftig. Neben den Müslisachen steht eine Thousand-Island-Soße (wir dachten, die sei nur für Salate). Der Kaffee schmeckt überhaupt nicht, oder er ist einfach zu dünn. Käse sehr mau, Wurst gewöhnungsbedürftig. Die Jungs waren allerdings zufrieden, ihnen hat ihr Frühstück gut geschmeckt, sie haben später gegessen, vielleicht war da alles schon anders?
Dann begann die „Convention“ im wesentlichen ein Rückblick auf das vergangene Jahr aus der Sicht der UCI-BMX-Kommission. Der Vorsitzende heißt Abe Schneider und kommt aus Australien, ein weiteres Kommissionsmitglied ist Bob Tedesco, Chef der amerikanischen NBL. Mit dabei war noch Johan Lindström, der BMX bei den Olympischen Spielen organisiert und der Fahrersprecher Roger Rinderknecht. Vieles war auch Selbstbeweihräucherung, schrecklich. Wenig Stellung wurde zu den für 2009 geplanten Neuerungen in der BMX-Szene gesagt, es geht eigentlich nur um eine Veränderung beim Ranking und bei den Nominierungskriterien.
Wichtiger war die Vorstellung des neuen BMX-Kalenders, der (angeblich) auch schon auf den UCI-Seiten im web zu finden ist. Aus europäischer Sicht geht es wieder nach St. Etienne/FRA (Indoor, 13.+14.12.), Douai/FRA (Indoor, 28.2.+1.3.), Zwolle/NED (Outdoor!, 4.+5.4.), Klatovy/CZE (24.+25.4.), Creazzo/ITA (1.+2.5.), Sopron/HUN (16.+17.5.), Dassel/BEL (30.+31.5.), Sandnes/NOR (13.+14.6.), Hampton/GBR (27.+28.6.) und schließlich Fredericia/DEN (10.+11.7.). Das ist ein volles Programm. Ab Zwolle laufen die European BMX Championships, insgesamt also 16 Rennen mit Fredericia, das ist enorm viel. Wo ist da noch Zeit für die Bundesliga und für regionale Wettbewerbe.
Interessant war die Vorstellung von Adelaide/Australien, wo nächstes Jahr die WM stattfinden wird. Indoor, denn in Downunder ist im Juli Winter! Eine tolle große Halle in einer wunderschönen Park-Anlage. 2010 geht es nach Südafrika, Pietermaritzburg in der Nähe von Durban. Für 2011 haben sich Penza/Russland und Auckland/Neuseeland beworben. Entschieden wird darüber im September, wir hatten den Eindruck, dass die Offiziellen bereits Neuseeland bevorzugen.
Für die UCI nehmen die Supercross-Rennen einen immer größeren Stellenwert ein.
In den Pausen konnte man sich untereinander unterhalten, das macht mir ja sowieso Spaß. Ich habe den Japanischen Teammanager kennen gelernt, er spricht perfekt deutsch, er hat Jahre in Offenbach gelebt.
Auch Manuela Wenzel und ihr Mann wohnen hier in unserem Hotel. Alle haben ihre Bikes inzwischen zusammen gebaut. Bei Daniel fehlen leider die Pedale, verloren oder geklaut. Mal sehen, wie wir das Problem lösen. Wir haben einen großen Fahrradladen entdeckt. Alle haben ihre Rollen in den Zimmern aufgebaut und heute trainiert.
Gegen 14.00 sind wir zum Mittagessen. Es war recht lustig, wir sind in das chinesische Restaurant im Hause gegangen. Maik mit Stäbchen …, er hat nach 10 min aufgegeben. Die Chinesen sind wie immer bemüht aber letztlich aufgrund ihres desolaten Sprachverständnisses immer sehr ungeschickt. Bei allen Situationen, bei denen was nicht klappt, macht sich inzwischen das geflügelte Wort „made in China“ breit. Es war ein riesen Theater, den zahlreichen Bedienungen klar zu machen, dass Daniel sein Huhn nicht frittiert haben will. Die Suche nach Alternativen in der Hühnchenzubereitung gestaltete sich ebenfalls äußerst zäh, aber wir haben es hinbekommen.
Dann ging es mit drei Taxis zur Strecke (5 km Stadtverkehr, umgerechnet je Taxi € 1,30). Sie liegt direkt am Flussufer, es war äußerst windig, wie uns jemand sagte, ist das wohl immer zwischen 15.00 und 18.00 Uhr so. Ca. 400 m lang, 4 Geraden, Nr. 2 mit Prosection, Kurven ähnlich wie in Weiterstadt (made by Tom Ritzenthaler!), imposanter Starthügel. Kanada sei schwerer gewesen, hat jemand gemeint.
Wir haben uns akkreditiert und einen Teil der Plates geholt. Auch die Seitenplates werden gestellt, sind aber noch nicht fertig, ebenso auch nicht die Plates für die Elite.
Die Fahrer haben sich die Strecke genau anschauen können, der Belag war allerdings noch mit großen Planen abgedeckt.
Gegen 20.00 Uhr werden wir mit ein paar Tschechen zum Pizza essen gehen, das Essen im Hotel ist auf Dauer sicherlich zu teuer.
Morgen ist Challenge-Training angesagt.
Rainer Matysik
Taiyuan, 25.5.08, 22.40 Ortszeit (16.40 MEZ)
Liebe Daheimgebliebenen,
mal sehen, vielleicht schaffe ich es, Euch mit Nachrichten aus dem fernen China zu versorgen:
Leider haben Christiane Höpping und Florian Ludewig aus völlig unerklärlicher Weise ihr Visum nicht erhalten. Ene, meine, Muh, und raus bist du?!? Anderen Reisenden erging es wohl ähnlich. Sie mussten zunächst zu Hause bleiben. Der Flug der Beiden wurde zunächst auf Mittwoch umgebucht. Vielleicht klappt es ja bis dahin mit dem Papierkram.
Wir anderen haben es geschafft und sind hier heute um ca. 19.00 Uhr Ortszeit am Hotel eingetroffen. Nach dem Einchecken ging es gleich unter die Dusche und um 20.15 zum Essen im Hotel. Wir haben alle wunderschöne Zimmer, klimatisiert, draußen sind es drückend schwüle 36 Grad gewesen, im 29. und 33. Stock! Die Erde habe heute Mittag wieder gebebt, 6,5 auf der Richterskala, aber alles sei sehr weit weg, wir sollen uns keine Sorgen machen. Mit uns hier sind die Letten, die Neuseeländer, wahrscheinlich auch ein paar Amerikaner. Mehr haben wir noch nicht gesehen. Das Hotel ist absolut nobel, noch besser als in Sao Paulo, riesiges Bad, sehr sauber, toll ausgestattet. Im Hotel gibt es mehrere Restaurants.
Die Reise war entspannt, abgesehen von der Busfahrt!
In Düsseldorf auf dem Flugplatz trafen wir Christian Schaller, Oli Kienzle und Jan Gorbach sowie das Ehepaar Zacheo, sie flogen im gleichen Flieger.
Wir flogen von Düsseldorf in einem nur zu einem Drittel gefüllten riesigen Airbus A330. Praktisch alle Gäste hatten mindestens noch den Nachbarplatz mit zur Verfügung, viele schliefen vollkommen quer in der mittleren Reihe. Es ging rauf zur Ostsee, über die Insel Rügen nach Dänemark und Schweden, dann weiter über die Baltischen Staaten durch den Norden von Russland, immer auf 12000m Höhe. Dadurch wurde es nie dunkel. Um 5.00 ging die Sonnen auf, der Flieger war inzwischen nach Südosten geschwenkt und flog Richtung Peking, Dort sind wir gegen 8.30 gelandet.
Der Zoll war harmlos, wir mussten nichts auspacken und wurden bereits von einem deutsch sprechenden Chinesen und unserem Bus erwartet. Wir hatten alles Gepäck eingeladen, der Lastwagen für die Fahrräder durfte leider nicht bis zum Flughafen kommen. Wir haben die Räder in der Obhut des deutsch sprechenden Chinesen gelassen, er wollte sie mit einigen Helfern auf den Hand-Gepäckwagen zum LKW bringen, 1-2km, drückend schwül, 31 Grad, die armen. Schaller, Kienzle, Gorbach und Zacheos haben ihre Bikes ebenfalls mitgegeben. Inzwischen müssten sie am Hotel eingetroffen sein.
Wir haben versucht, dem Busfahrer eine Peking-Stadtrundfahrt abzuschwätzen, aber er hat leider nicht ganz mitgemacht, trotz 20€ Extrageld. Er dürfe nicht in die Innenstadt zur verbotenen Stadt und zum Platz des himmlischen Friedens fahren. So blieb uns nur das „Vogelnest“ und die übrigen Olympiastätten von weitem. Dann ging es auf eine sehr gute Autobahn. Wir haben einige Soldatenkonvois überholt, alle mit schweren Baumaschinen beladen, wahrscheinlich unterwegs ins Erdbebengebiet.
Irgendwann hat sich die Autobahn dann geteilt und sie wurde merklich schlechter. Auch ging es durch die Berge, vorbei an einem kurzen Stück der chinesischen Mauer. Es sind nur schwere Lastwagen unterwegs oder schwarze Limousinen. Alle überholen links und rechts, wie es gerade kommt. Viele LKWs bleiben kaputt liegen, einen richtigen Seitenstreifen gibt es nicht, alle müssen dann immer ausweichen. Auch haben wir zwei LKW-Unfälle gesehen, die Laster sind von der Fahrbahn abgekommen, vielleicht, weil die Bremsen versagt haben. Am Straßenrand bei den Auf- und Abstiegen stehen alle Kilometer Leute mit einem großen Wasserschlauch. Die LKWs halten dort an und kühlen ihre Bremsen mit Wasser. Eigentlich dürfte das die Bremsen kaputt machen, sie müssten durch diese Behandlung spröde werden.
Endlich waren wir dann hier in Taiyuan, ca. 700m ü. d. M., 2,5 Mill. Einwohner, eine Industie- und Bergbaustadt, Smog, Smog, Smog! Unterwegs machten wir 2-3 Mal eine Pinkelpause auf chinesischen Raststätten. Dort erfolgte dann auch unser erster Kontakt zu Supermärkten. Man kann nur fühlen oder riechen, lesen geht gar nicht. Vieles ist unbekannt. Wir fallen auf, alle schauen uns an. In Peking hatten wir das noch nicht bemerkt.
Es ist schon ein sonderbares Land, aber nicht ganz so runtergekommen, wie zunächst erwartet. Zumindest ist das unser erster Eindruck.
Unsere Truppe versteht sich gut, eine sehr harmonische Atmosphäre bis jetzt.
Morgen gehen BM und RM um 10.00 zur „Convention“, erstes Zusammentreffen der nationalen Funktionäre. Die Jungs und Regula sollen ihre Räder zusammen bauen und auf der Rolle trainieren sowie das Hotel erkunden. Nachmittags wollen wir zur Strecke, die ist etwa 1-2 km vom Hotel entfernt und zu Fuß gut zu erreichen. Bisher haben wir hier ein sehr sicheres Gefühl.
Rainer Matysik